Hilfe, mein Kind hat einen Wutanfall!
VON DORIS GANTENBEIN AM 01.06.2019
Hast Du schon mal erlebt, wie Dein Kind wütend und wild schreiend um sich geschlagen hat und kaum zu beruhigen war?
Eine solche Situation kann ganz schön beängstigend sein.
Ganz egal, ob es sich um einen heftigen oder eher milderen Wutanfall handelt: Im Normalfall reagieren die meisten Eltern genervt und ebenfalls wütend auf den Gefühlsausbruch ihres Kindes.
Das macht jedoch alles nur noch schlimmer. Deshalb möchte ich Dir in diesem Artikel Wege aufzeigen, wie Du Dein Kind in seinem Schmerz liebevoll begleiten und unterstützen kannst, ohne seine Gefühle zu unterdrücken.
Bleibe ganz ruhig
Dies ist der allerwichtigste Punkt: Bleibe ganz ruhig!
Ich weiss, es klingt einfacher als es ist. Doch es ist machbar und auch Du kannst das schaffen.Anstatt der Wut Deines Kindes ebenfalls mit Wut und Geschrei zu begegnen und Dich somit von Deinem Kind zu distanzieren, kannst du versuchen, erstmal tief durchzuatmen.
Dein Kind übernimmt sehr schnell Deine eigenen Gefühle und Du machst es Deinem Kind einfacher, sich zu beruhigen, wenn Du selber ruhig bleibst.
Schenke Deine Aufmerksamkeit
Schenke Deinem Kind die volle Aufmerksamkeit und nimm es ernst, während es seine Gefühle ausschüttet. Höre ihm aufmerksam zu.
Auch wenn Du in diesem Moment vielleicht am Liebsten weit davonlaufen würdest: Jetzt braucht Dein Kind Dich dringender denn je.
Respektiere die Gefühle
Respektiere die Gefühle Deines Kindes und lasse ihm freien Lauf, diese ausdrücken zu dürfen anstatt herunterzuschlucken. Es ist völlig in Ordnung, dass Dein Kind auch mal wütend ist.
Für Dich als Mutter oder Vater mag sich dieser Gefühlsausbruch Deines Kindes äusserst unangenehm anfühlen. Doch für Dein Kind ist dies sehr heilend. Dadurch bekommt es die Chance, auf eine gesunde Art und Weise seine Gefühle loszulassen und wieder mehr in Einklang mit sich zu kommen.
Drücke Deine Liebe aus
Drücke Deine bedingungslose Liebe aus und sag Deinem Kind, wie sehr Du es liebst.
Vielleicht neigst Du in solchen Situationen normalerweise dazu, Deinem Kind erstmal Deine Liebe zu verweigern, um ihm somit zu verstehen zu geben, dass Du sein Verhalten nicht tolerierst. Du erhoffst Dir damit, Dein Kind besinnt sich und wird wieder vernünftig.
Das Verweigern Deiner Liebe hinterlässt jedoch tiefe Spuren bei Deinem Kind und führt eher zu weiteren Wutanfällen als zur Einsicht. Beim Kind kommt somit folgende Botschaft an: «Ich bin nicht gut, Mama hat mich nicht lieb!»
Deshalb: Liebe Dein Kind am Meisten, wenn Du denkst, es verdient es am Wenigsten.
Dein Kind braucht jetzt Deine ganze Liebe. Auch wenn Dich sein Verhalten momentan ziemlich stark herausfordert, gib Deinem Kind zu verstehen, dass Du für es da bist. Dass Du es liebst.
Bestätige Dein Kind
In unseren Augen harmlose Sätze wie: «Das ist doch gar nicht so schlimm!» Oder: «Was hast denn Du getan, damit dies passiert ist?» erzeugen in der Regel einen noch grösseren Wutanfall. Denn jetzt kommt zusätzlich zum Schmerz, den das Kind bereits in sich trägt, noch der Schmerz hinzu, beurteilt und nicht angehört zu werden.
Sinnvoller ist es, erstmal abzuwarten und die Gefühle Deines Kindes zu bestätigen: «Ich sehe, das macht Dich sehr wütend.» Mit echter Bestätigung ohne versteckte Urteile oder Ratschläge hilfst Du Deinem Kind, seine Gefühle durch Weinen auszudrücken, was zur emotionalen Genesung führt.
Gib Deinem Kind dabei genügend Zeit und unterstütze es, seine eigenen Einsichten zu erzeugen.
Sorge für Sicherheit
Was ist, wenn Dein Kind in seiner Wut destruktiv wird und beginnt, Dinge kaputt zu machen oder andere Personen zu verletzen?
Solange die Destruktivität für alle Beteiligten sicher ist, besteht kein Grund, Dein Kind darin zu bremsen.
Angenommen, Dein Kind schlägt sein Kuscheltier immer und immer wieder kraftvoll auf den Boden. Geht das Kuscheltier dabei kaputt? Nein. Geht der Boden dabei kaputt? Nein. Tut es dem Kuscheltier weh? Nein. Gibt es einen vernünftigen Grund, dass Dein Kind dies nicht tun darf? Nein. Hilft diese Aktion Deinem Kind, seine Wut auszudrücken? Ja.
Solange nichts kaputtgeht, kannst Du dies ruhig zulassen. In diesem Beispiel lässt das Kind glücklicherweise seine ganze Wut dem Kuscheltier aus. Es hat ein Gefäss gefunden, seiner Wut Luft zu verschaffen. Darüber kannst Du Dich freuen.
Anders sieht es aus, wenn Dein Kind beginnt, Gegenstände kaputt zu machen. Hier ist eine klare Grenze und ein deutliches Stopp angesagt.
Das Gleiche gilt natürlich auch, wenn Dein Kind andere zu verletzen beginnt. Das ist absolut nicht akzeptabel.
Gib Deinem Kind – ohne es zu verurteilen, zu beleidigen oder zu verletzen – Folgendes zu verstehen: «Es ist in Ordnung, wenn Du weinst, schreist und gewisse Dinge tust. Jedoch andere zu verletzen oder Dinge zu zerstören ist nicht akzeptabel und muss klar und schnell gestoppt werden.»
Beginne danach mit der Detektivarbeit
Sobald Dein Kind sich beruhigt hat, beginnt für Dich die Detektivarbeit.
Zwar ist jetzt der grösste Sturm vorüber und äusserlich mag es aussehen, als wäre die Welt wieder in Ordnung. Doch die ursächlichen Gefühle, welche Dein Kind zu einem Wutanfall veranlasst haben, sind in der Regel noch nicht verschwunden.
Denn: Destruktives und aggressives Verhalten deuten stets auf einen grossen Schmerz im Kind hin.
Und hier gilt es, genauer hinzuschauen: «Weshalb hat mein Kind reagiert, wie es reagiert hat? Wo liegt die Ursache seines Schmerzes? Was genau braucht mein Kind?»
Um diese Fragen zu ergründen, kannst du versuchen, diese ganze Situation und den Alltag Deines Kindes so ganzheitlich wie möglich aus einer Vogelperspektive zu betrachten, um immer mehr die Gründe für den stattgefundenen Wutanfall sehen und erkennen zu können.
Ich wünsche Dir in diesem Sinne viel Heilung durch den Wutanfall Deines Kindes.
«Lass die Beziehung zu Deinem Kind in voller Pracht erblühen – für Dich und Dein Kind!»
Dein Kommentar
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Hallo. Danke für den Beitrag und den wunderbaren Artikel. Mein Kind (Mädchen) ist 2 Jahre alt. Und Sie heisst Elisabeth.Leider aber ist Sie gerade in der Trohtsphase. Sie schreit weint und bockt bei jeder Kleinigkeit. Dann hat Sie Wutanfälle. Aber ihr schlimmster schockierender Wutanfall war vor 2 Wochen. im Supermarkt. Sie war in einer Kleinkindereisenbahn drinnen. Dort fuhr und fuhr und fuhr Sie ins fand einfach kein Ende. Ich wollte dann langsam mal gehen doch meine Tochter nicht. Und dann fing es an. Meine Tochter hat laut geschrien gequetscht und geweint. Dann hat Sie sich auf den Boden geschmissen und hatte einen knallroten Kopf. Dann hat Sie ihren Kopf gegen die Wand geschmissen. Es war einfach nur schrecklich. Ich stand da ganz verzweifelt aber konnte die Blicke nicht ignorieren. Alle sagten ich hätte mein Kind schlecht erzogen. Aber dann hab ich Sie schreiend weinend quitschent und hauend aus dem Supermarkt getragen. Draussen hat Sie sich dann richtig in Rage geschrien. Erst aber im Auto behruigte sich meine Tochter dann und hörte auf zu weinen. Und dann war ich unterhielt ich mich draussen eine Weile und eine Frau sagte,als meine Tochter draussen sich in Rage geschrien hat,hat man ihr Schreien über den ganzen grossen riesigen Autoparkplatz gehört. Oh gott. Ich wollte im Erdboden versinken. Zuhause gibt es natürlich auch Regeln und Konsequenzen. Auch das Sie nicht hauen und treten darf. Irgentwo haben kinder auch ihre grenzen und regeln was ihnen zusagt. Ich bin echt dankbar über diesen Artikel. Nun kann ich meine Tochter länger im Kindergarten lassen. Da hab ich mal schön viel Zeit für mich. Das versteht Sie noch nicht.
Vielen lieben herzlichen Gruss
Katrin Yilmaz
Liebe Katrin
Vielen Dank für dein Feedback. Es freut mich, dass dich der Artikel inspirieren konnte. Von HERZen wünsche ich dir viele wundervollen Zeiten mit deinem einzigartigen Kind. HERZlichst, Doris