Hilfe, mein Kind will nicht schlafengehen!

VON DORIS GANTENBEIN

Der abendliche Kampf…

Deinem Kind steht die Müdigkeit ins Gesicht geschrieben: Es reibt sich die Augen, hat rote Augenränder, es gähnt, es weint beim geringsten Anlass. Doch Dein Kind will einfach nicht mit Dir kooperieren. Es weigert sich, ins Bett zu gehen. Jeden Abend den gleichen Kampf!  

Eigentlich möchtest du dein Kind einfach nur liebevoll ins Bett bringen, und vielleicht träumst du davon, selbst noch einen ruhigen Abend zu verbringen und noch ein wenig Zeit für dich selbst haben zu können.  

Doch schon wieder kommt es anders. Du bist selbst langsam völlig übermüdet und total genervt, alles andere als entspannt, ziemlich frustriert und du fragst dich: «Wieso nur klappt das bei mir nicht? Wieso nur dauert es immer Ewigkeiten, bis mein Kind schläft?» 

Um zu verstehen, weshalb die Abende mit deinem Kind manchmal so richtig streng sein können, braucht es den Blick für die Ganzheit.  

Rund um das Schlafengehen gibt es viele Missverständnisse, viele vorgefertigte Meinungen, die oftmals das Ganze noch schlimmer machen. Vielleicht bist auch du der Meinung, dein Kind wolle nur seinen Willen durchsetzen oder deine Grenzen austesten. Das stimmt allerdings nicht. In der Regel deutet das Verhalten des Kindes auf seinen Missstand hin und ist ein Hilfeschrei. 

Etwas vom Allerwichtigsten beim Schlafengehen ist für dein Kind die Verbindung mit dir. Das gibt ihm ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit, was ihm wiederum beim Loslassen hilft. Wenn du nun dein Kind möglichst schnell ins Bett bringen möchtest und mit deinen Gedanken bereits an einem völlig anderen Ort bist als bei deinem Kind, spürt es dies und bekommt nicht jene Verbindung mit dir, die es so sehr bräuchte. Vielleicht hatte es auch tagsüber zu wenig echte Verbindung erfahren, so dass ihm dies nun einfach fehlt.  

Und was passiert, wenn sich das Kind nicht verbunden fühlt? Richtig, es hat keinen Grund, mit Dir zu kooperieren! Wie das konkret abends aussieht, brauch ich dir nicht zu erzählen!  

Wichtig ist für dich zu wissen: Dein Kind ist ein einzigartiges Wesen, sowie auch deine Familie und jede Konstellation einzigartig sind. Den einen absoluten Weg, die eine perfekte Musterlösung, wo du nur noch aufs Knöpflein zu drücken brauchst und schon schläft dein Kind, gibt es nicht. Es ist keine Maschine, der man einfach den Stecker rausziehen kann und sofort ist es ruhig. Das funktioniert nicht.  

Im Folgenden zähle ich dir die häufigsten Gründe auf, welche dazu führen können, dass dein Kind nicht schlafengehen will.   

Gründe, weshalb Dein Kind nicht Schlafengehen will

  1. Es ist zu spannend:
    Das, was dein Kind gerade tut, findet es einfach zu spannend, als dass es da jetzt herausgerissen werden möchte.

  2. Falscher Zeitpunkt:
    Dein Kind ist entweder noch nicht müde oder schon viel zu müde. Beides macht das Einschlafen schwierig.

  3. Unregelmässige Schlafenszeiten:
    Jeden Tag um eine andere Zeit schlafen zu gehen ist sehr streng für den Körper und er verbraucht unnötig Energie.

  4. Du bist in Eile:
    Dein Kind spürt, wenn du es so schnell wie möglich ins Bett bringen willst und wird mit allen Mitteln versuchen, dir noch etwas Zeit zu entlocken, um mit dir in Verbindung zu sein. Oft auch mit negativen Verhaltensweisen.

  5. Es fehlt die Verbindung zu Dir:
    Fühlt sich dein Kind mit dir NICHT verbunden, so fehlt ihm nicht nur die nötige Geborgenheit und Sicherheit zum Loslassen, sondern es hat zudem keinen Grund, mit dir zu kooperieren.

  6. Reizüberflutung:
    Bekommt das Kind zu wenig Zeit und Raum, um die aufgenommenen Reize zu verarbeiten, führt dies zu inneren Spannungen, die oftmals noch vor dem Schlafengehen raus wollen.

  7. Unruhige Stimmung:
    Es ist zu viel los, zu wenig Ruhe, eine unruhige Stimmung. Hektik am Abend macht es dem Kind schwer, runter zu fahren und zur Ruhe zu kommen.

  8. Medienkonsum am Abend:
    Diese bringen dein Kind NICHT wie gewünscht zur Ruhe, da der hohe Strahlenanteil der blauen Farbtöne anregend auf das Gehirn wirkt. Zudem will das Gesehene verarbeitet werden und das braucht wieder Zeit.

  9. Sein authentisches Bedürfnis ist nicht erfüllt:
    Dein Kind hatte kaum Zeit, um in sein authentisches Bedürfnis einzutauchen und will dies nun am Abend kompensieren.

  10. Gefühlsstau:
    Dein Kind trägt noch viele Spannungen in sich, welche tagsüber keine Beachtung gefunden haben. Diese wollen vor dem Schlafen noch raus.

  11. Dein Kind hat Angst:
    Es gibt ganz viele Arten von Ängsten: Trennungsangst, Angst vor Monstern und Räubern, Angst vor dem Loslassen, Angst vor der Dunkelheit, usw.

  12. Fehlendes Abendritual:
    Du hast kein Abendritual, welches deinem Kind Sicherheit, Geborgenheit und eine Orientierungshilfe vermittelt.

  13. Fehlende Gelassenheit und Sicherheit:
    Du bist gestresst, fühlst dich unsicher und weisst nicht, wie du es mit deinem Kind anstellen sollst. Das spürt dein Kind und spiegelt es dir.

  14. Zu wenig Bewegung:
    Dein Kind ist nicht genügend ausgepowert, hat noch einen Stau in sich, ist kribbelig. So kann es schlecht runterfahren.

  15. Schlechter Schlafplatz:
    Schläft dein Kind auf einem Störfeld oder ist es von zu viel Elektrosmog umgeben, kann dies die Qualität des Schlafes sowie das Einschlafen massiv beeinflussen.


Kannst du erkennen, wie vieles zusammenhängt? 

Schlafengehen ist ein Prozess, welcher bereits lange vor dem Schlafengehen beginnt. Man könnte sogar sagen: Der Abend ist das Resultat vom Tag.  

Bei uns hat der Prozess des Schlafengehens jeweils bereits vor dem Abendessen begonnen. Wir hatten ein stets wiederkehrendes Abendritual, welches uns während all der Jahre begleitete und sich auch immer den Bedürfnissen und dem Alter der Kinder angepasst hatte.  

Das Schlafengehen hat sehr viel mit Loslassen zu tun. Es ist ein Loslassen vom Alltag, ein Eintauchen in eine andere Welt und das braucht Vertrauen. Auch Kinder, welche tagsüber sehr selbstsicher auftreten, tun sich mit dem Loslassen oftmals schwer, da sie hier mit ihren oftmals unbewussten Ängsten konfrontiert werden. Deshalb ist es für dein Kind so essentiell, die tiefe Verbindung zu dir zu spüren. 

Übrigens bedeutet das Schlafengehen deines Kindes auch für dich ein Loslassen. Ein Loslassen deiner Erwartungen, dass dein Kind möglichst schnell einschlafen sollte.  

Ich möchte dich ermuntern, dich ganz bewusst für eine Zeit der gegenseitigen Kooperation zu entscheiden. Für dich und dein Kind!
Die Zeiten des Kampfes sind vorbei. Und ich kann dir versichern: Auch bei dir kann das Schlafengehen zu etwas WUNDERvollem werden. 
Dein Kind spürt, wenn du mit Freude dabei bist. Dadurch fühlt es sich mit dir verbunden und die Chancen auf Kooperationsbereitschaft steigen enorm.  

Lass die Beziehung mit deinem einzigartigen Kind in vollster Pracht erblühen! 

Fühl dich HERZlichst umarmt! 

 «Lass die Beziehung zu Deinem Kind in voller Pracht erblühen – für Dich und Dein Kind!»

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