Jenseits von richtig und falsch

VON DORIS GANTENBEIN AM 01.08.2019

Beziehung statt Erziehung - Einzigkeit, Eltern-Coaching Einzigkeit

Die meisten Mütter wollen nicht nur gut, sondern perfekt sein. Weshalb eigentlich? Ganz einfach, weil es uns die Gesellschaft so vorgibt. In jeder Zeitschrift wird von der perfekten Mutter erzählt, unzählige Ratgeber meinen zu wissen, wie sich die perfekte Mutter zu verhalten hat und auf den Werbeplakaten strahlt die perfekte Mutter um die Wette.

Doch ‘perfekt’ hat viele Facetten und jede Mutter interpretiert andere Werte in dieses gewichtige Wort.

Gehörst auch Du zu jenen Müttern, welche sich alle erdenkliche Mühe geben, perfekt zu sein? Hast Du auch hohe Ansprüche an Dich und möchtest Deinem eigenen Ideal entsprechen? Doch es will einfach nicht so ganz klappen? Ja?

Dann habe ich gleich zwei gute Nachrichten für Dich:

Erstens: Die perfekte Mutter gibt es nicht. Nirgends.
Und zweitens: Dein Kind braucht keine perfekte Mutter.

Es ist sogar gut, wenn Du nicht perfekt bist, denn gerade das macht Dich menschlich, einfühlend und beziehungsfähig.

Und genau das ist es, was Dein Kind von Dir braucht. Es braucht Beziehung. Echte und tiefe Beziehung. Und zwar nicht von irgendjemandem – nein, von Dir höchstpersönlich.

Dein Kind braucht das immer wiederkehrende Gefühl, in seiner ganzen Einzigartigket von Dir wahrgenommen und geliebt zu werden.

Es reicht ihm nicht von Dir zu hören, dass Du es liebst. Es will dies spüren und erfahren. An Leib und Seele. Immer wieder.

Dein Kind will sich von Dir angenommen fühlen, genauso wie es ist, ohne irgendwelche Erwartungen zu erfüllen.

Du musst dafür nichts Spezielles tun und auch nicht versuchen, es perfekt zu machen. Dein Kind will lediglich, dass Du für es DA bist.

Und das Schönste ist:

Dein Kind liebt Dich völlig bedingunslos, so wie Du bist, mit all Deinen Stärken und Schwächen.

Du darfst Dir Fehler erlauben, und es liebt Dich immer noch. Denn Du bist seine Mutter. Ist das nicht wunderbar?

Fühlt sich Dein Kind von Dir geliebt und gesehen, verzeiht es Dir Deine Fehler. Die echte Beziehung zu Dir ist ihm unendlich viel wichtiger als dass Du alles perfekt machen müsstest.

Sei freundlich zu Dir. Es ist okay, Fehler zu machen.

Du weisst ja: Die perfekte Mutter gibt es nicht. Und wenn Dir wieder mal etwas noch nicht ganz so gelingt, wie Du es gerne hättest, so sei nett mit Dir. Denn Du bist einzigartig und hast Deine ganz eigene Geschichte, welche keinen Normen folgt.

Wärst Du perfekt, so bestände die grosse Gefahr, dass Du nur noch funktionieren, nicht mehr aber wahrnehmen würdest, was Dein Kind wirklich, wirklich braucht. Du würdest ähnlich funktionieren wie ein perfekt programmierter Roboter.

Doch Dein Kind will keinen Roboter, selbst wenn er noch so perfekt wäre, denn er könnte dem Kind keine Liebe schenken. Ohne diese Liebe würde Dein Kind emotional verhungern.

Dein Kind braucht es, von Dir in seiner ganzen Einzigartigkeit gesehen zu werden und ganz in die Beziehung mit Dir einzutauchen.

Sein Beziehungsdrang ist ihm angeboren und es ist auf einen stetigen Austausch angewiesen. Bekommt es diesen Austausch nicht, stellt sich mit der Zeit automatisch eine gewisse Distanz oder sogar Entfremdung ein.

Und das wäre genau das Gegenteil von dem, wonach Du Dich sehnst, stimmts?

Hast du auch schon von den abstrusen Experimenten gehört, welche bereits im 13. Jahrhundert gemacht wurden?

Unter anderem wollte der deutsch-römische Kaiser Friedrich II. herausfinden, in welcher Sprache Kinder sich auszudrücken beginnen, wenn sie niemals vorher irgendein Wort sprechen gehört haben. Er liess mit verwaisten Neugeborenen ein abstruses Experiment starten: Ammen bekamen den Auftrag zur Aufzucht mit dem strengsten Verbot, sie jemals zu liebkosen. Andauernde Vernachlässigung, lieblose Behandlung und das Fehlen jeglicher emotionaler Zuwendung im frühen Kindesalter führten dazu, dass diese Säuglinge binnen kurzer Zeit starben.

Ähnliche Experimente mit Mensch und Tier wurden auch andernorts durchgeführt – stets mit den gleichen Folgen. Deutlicher kann nicht gezeigt werden, wie essentiell Beziehung für soziale Wesen ist.

Dein Kind braucht DICH!
Du fragst Dich nun vielleicht:

«Wie kann ich denn meinem Kind das Gefühl geben, dass ich es liebe?»

Gerne möchte ich Dir eine ganz einfache, jedoch wirksame Übung zum sofort Ausprobieren schenken.

Diese ‘1 Minute-Übung’ dauert tatsächlich nur 1 Minute, kann jedoch ganz nach Wunsch beliebig lange verlängert werden. Du übst Dich wortwörtlich darin, Dein Kind zu sehen und wahrzunehmen. Gleichzeitig schenkst Du ihm Aufmerksamkeit und nährst es auf der psychischen Ebene.

Und so geht die «1 Minute-Übung»:

Nimm Dir 1 Minute Zeit (oder nach Belieben mehr) und stelle ganz bewusst den Augenkontakt zu Deinem Kind her. Das kannst du tun, indem Du Dich z.B. neben Dein Kind setzt und ihm zuschaust, was es macht. Vielleicht ist es gerade mit den Bauklötzen am Spielen, etwas am Zeichnen oder es liest in einem Buch.

Wichtig dabei ist, Dein Kind nicht zu stören oder aus etwas herauszureissen. Beginnt Dein Kind mit Dir zu sprechen, dann schaue ihm ganz bewusst in die Augen und höre ihm zu, bis es fertig erzählt hat. Versuche, den Augenkontakt so lange wie möglich zu halten, denn dies ist Seelennahrung für Dein Kind. Und für Dich auch.

Probierst Du es aus?
Schreib mir doch im Kommentar von Deinen Erfahrungen. Wie geht es Dir dabei? Wie fühlt sich das an? Ich bin gespannt . . .

Wie sagte Rumi so treffend: «Jenseits von richtig und falsch gibt es einen Ort, dort treffen wir uns.» Und genau an diesem Ort findet die essentielle Kraft für eine gelingende Beziehung mit Deinem Kind statt.

 «Lass die Beziehung zu Deinem Kind in voller Pracht erblühen – für Dich und Dein Kind!»

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